WECHSELJAHRE (KLIMAKTERIUM) BERATUNG

Wechseljahre – Funktionelle Normalität oder therapiebedürftige Beschwerden?

Die Wechseljahre mit den entsprechenden Problemen und Therapieansätzen sind verständlicherweise mit zunehmendem Alter Thema bei vielen Patientinnen. Die immer genaueren Kenntnisse über Funktion und Zusammenspiel der Hormone haben gewaltige Auswirkungen auf heutige Entscheidungen in der frauenärztlichen Beratung und Behandlung. Durch regelmäßige Fortbildung immer auf der Höhe des aktuellen Wissens über diese Materie, sind wir ganzheitlich denkenden Frauenärzte uns der Zwiespältigkeit vieler unserer Patientinnen bei diesem Thema durchaus bewusst und können auch eine kritische und abwehrende Haltung gegenüber chemischer Hormontherapie unter Bevorzugung von pflanzlichen Therapieformen oder naturidentischen Hormonen aus der Yamswurzel sehr gut verstehen.

Die letzte spontane Blutung im Leben einer Frau wird Menopause genannt. Die Jahre um diesen Zeitpunkt herum werden als Klimakterium bzw. Wechseljahre bezeichnet. In dieser Lebensphase der Frau kommt es durch allmähliche Veränderungen im Hormonhaushalt zu typischen Erscheinungen, die unter dem Begriff Wechseljahrs- oder klimakterische Beschwerden zusammengefasst werden. Ursächlich dafür ist der zunehmende Mangel an den zwei weiblichen Geschlechtshormonen, nämlich Östrogen (Eierstockshormon) und Progesteron (Gelbkörperhormon) sowie deren Verhältnis zueinander, aber auch einem Fehlen des männlichen Hormons Testosteron, das in geringen Maßen im Körper jeder Frau gebildet wird. Mit zunehmendem Hormonmangel kommt es zu z.T. erheblichen subjektiven oder funktionellen Beschwerden wie etwa Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Herzrasen, Blutdruckanstieg, Blasenschwäche, Scheidentrockenheit, Sexuelle Unlust, Haarausfall bzw. verstärkte Gesichtsbehaarung, depressive Verstimmungen und Angstgefühle. Die viel weitreichenderen Folgen zieht der Mangel an Gelbkörperhormon nach sich, worauf unten noch eingegangen wird.

Nicht weniger bedeutsam sind die Langzeitfolgen: Knochenschwund (Osteoporose), Muskelschwund, Verkalkung von arteriellen Blutgefäßen, z. B. in Herz und Gehirn (Arteriosklerose mit Anstieg der Herzinfarkt- und Schlaganfallrate) und Gefahr der Alzheimer`schen Erkrankung (Altersdemenz) sowie einige andere Alterserscheinungen. Ist in der Anfangsphase der unregelmäßigen bzw. unvollständigen Hormonproduktion der Eierstöcke noch Abhilfe mit homöopathischen oder pflanzlichen Medikamenten möglich und oft ausreichend, so wird bei stark ausgeprägten oft doch eine Hormonersatz-Therapie (HET) zur Vermeidung der gesundheitlichen Nachteile des absoluten Hormonmangels in den Wechseljahren in Frage kommen.

Vor der klassischen HET wird heute immer wieder der Einsatz von Phyto-Östrogenen, also pflanzlicher Hormone z.B. auf Soja-, Rotklee- oder Rhabarber-Basis empfohlen. Diese haben gegenüber der konventionellen Therapie mit chemischem Östradiol Vorteile, können aber mitunter auch unerwünschte östrogenartige Wirkungen auf die Brustdrüsen im Sinne einer Östrogendominanz haben. Zusätzlich können homöopathische Medikamente zum Einsatz kommen, die die subjektiven Beschwerden lindern und auch Blutungsunregelmäßigkeiten wieder ausgleichen können.

Die konventionelle Therapie besteht in der Regel aus einer Kombination von Östradiol und Gestagenen, also künstlichem, chemisch verändertem Progesteron, je nach bereits entfernter oder erhaltener Gebärmutter Östradiol allein oder kombiniert mit einem Gestagen.

Das große Problem der Östradiol-Therapie ist es, dass hierdurch Brustkrebs ausgelöst werden kann. In ähnlicher Weise muss man sich die Entstehung von Brustkrebs bei Frauen vorstellen, die keine Hormonersatztherapie erhalten und trotzdem an Brustkrebs erkranken. Hier ist dann das gänzliche Fehlen des Gelbkörperhormons ab der Menopause, also der letzten Monatsblutung oder auch schon einige Jahre davor durch unregelmäßige Eisprünge als wesentlichste Ursache für eine Östrogendominanz zu sehen, da Östrogen im Körper einer Frau in den Wechseljahren – wenn auch stark vermindert – immer noch gebildet wird und so alle negativen Folgen von diesem Einwirken ohne den Gegenpol Progesteron zum Tragen kommen. Mehr dazu unter dem Punkt Hormontherapie.

Jede Hormonersatz-Therapie muss selbstverständlich ganz individuell dosiert werden – sowenig wie möglich – soviel wie nötig. Dabei dienen zur Beurteilung der ausreichenden Dosierung zuerst die geklagten Symptome der Frau, der ermittelte Hormongrad im Krebsvorsorgeabstrich und der im Blut ermittelte Hormonspiegel vor allem von Progesteron. Eine zusätzliche Hilfe bietet die Knochendichtemessung, da ausgeprägter Progesteronmangel die Knochenmasse nicht wieder aufbaut und weniger Östrogen diese schneller abbauen lässt, alles sehr stark im Zusammenspiel mit dem Vitamin D-Haushalt. Regelmäßiger Hormonersatz v.a. mit Progesteron kann das Osteoporoserisiko um etwa 1/3 oder mehr verringern. Es muss nochmals betont werden, dass nur Progesteron die Knochenmasse wieder aufbauen kann, auch wenn die konventionelle Hormonmedizin anderes behauptet.

Die Risiken einer Hormonersatztherapie werden sehr kontrovers diskutiert. Die deutschen Fachgremien, alle voran die Konsensus-Arbeitsgruppe Hormone der Deutschen Gynäkologischen Gesellschaft empfehlen die koventionelle Hormoneinnahme, vor allem von Östradiol einhellig, was aber die o.g. Krankheitsfolgen mit sich bringen kann. Lediglich bei Beschwerden im Genitalbereich – auch bei Inkontinenzproblemen der Blase – kann das Hormon Östriol evtl. Mit Zusatz von Testosteron, Vitamin D oder Rotklee lokal erfolgreich und ohne Gefahr von gesundheitlichen Nachteilen angewandt werden. Die Vorteile der Therapie mit naturidentischen Hormone, vor allem mit Progesteron-Gel zum Einreiben in die Haut des Unterarmes sind im Hormonkapitel beschrieben.

Zusammenfassend sollte die Entscheidung pro oder kontra Hormone immer von der klinischen Notwendigkeit angesichts der Beschwerden der jeweiligen Patientin geleitet sein. Wenn möglich aber nur mit naturidentischen Hormonen evtl. unter Zugabe von naturheilkundlichen und homöopathischen Arzneien.

Es sollte hierbei jedoch bedacht werden, dass nicht nur Östrogen und Progesteron im Zusammenwirken eine wichtige Rolle spielen, sondern es auch um weitere Hormone wie DHEA, Pregnenolon, Testosteron, Melatonin, SHBG und die Schilddrüsenhormone geht, die jeder für sich wichtige Funktionen ausüben.

Weitergehende Informationen, auch zu notwendiger und sinnvoller Labordiagnostik erhalten Sie in der Hormonsprechstunde.