SCHWANGERSCHAFTSVERHÜTUNG

Vorbemerkung zur Schwangerschafts-Verhütung

Aus den weiter unten ausgeführten Gründen wird in unserer Praxis so gut wie keine hormonelle Verhütung mehr rezeptiert.

Verhüten – aber wie?

Die Vielzahl möglicher Methoden, ihre unterschiedliche Zuverlässigkeit, mögliche Nebenwirkungen (erwünschte und unerwünschte), evtl. Spätfolgen und die Kosten müssen individuell abgewogen werden. Dazu ist die Selbstbestimmung der Frau über ihre Empfängnisfähigkeit ein Thema, das von vielen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Aspekten beeinflusst und oft in unsachlicher Weise verzerrt wird.

Ängste der verhütenden Frau, durch „Chemie“ oder andere unnatürliche Faktoren fremdbestimmt oder geschädigt zu werden, müssen ebenso ernstgenommen werden wie die Tatsache, dass die Natur nur die Fruchtbarkeit als Prinzip erfunden hat – eine 100%ige Verhütung mit natürlichen Methoden dagegen der Natur zuwiderlaufen muss und deshalb nicht garantiert werden kann.

Neben dem gewünschten Maß an Zuverlässigkeit, der beabsichtigten Dauer und körperlichen Voraussetzungen werden auch persönliche Vorlieben bzw. Abneigungen sowie das Sexualverhalten der betroffenen Frau bzw. des Paares bei der Entscheidung für eine bestimmte Form der Empfängnisverhütung zu berücksichtigen sein.

Nachfolgend werden die diversen Möglichkeiten mit ihrer Funktionsweise, Zuverlässigkeit sowie Vor – und Nachteilen beschrieben. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Links.

Diese sachlichen Informationen sollen Ihnen helfen, gut informiert auf das ärztliche Gespräch vorbereitet zu sein.

Natürliche Verhütungsmethoden

Neben dem Coitus interruptus, dem unterbrochenen Geschlechtsverkehr mit Herausziehen des Penis aus der Scheide vor dem Samenerguss (Ejakulation), der die unsicherste Methode darstellt, sind hier vor allem Barrieremethoden, Temperaturmessung und Vaginalschleimuntersuchung zu nennen. Durch die Messung des Eisprung-auslösenden Hormons im Urin mit einem Klein-Computer (z.B. Persona®) kann sogar der Anstieg dieses Hormons unmittelbar vor dem Eisprung erfasst werden. Zahlreiche Störfaktoren (Infekte, Schlafmangel, Zeitverschiebung bei Schichtdienst, Reisen etc.) können die Zuverlässigkeit der ermittelten Daten verringern.

Auch ist erhebliche Disziplin und Genauigkeit bei der Erfassung der Signale Ihres Körpers unerlässlich. Bedenken Sie auch, dass die Natur dafür gesorgt hat, dass Sie gerade während der empfänglichen Tage besonders viel Lust zu Sex haben – die Gefahr zu kennen heißt noch nicht, ihr in jedem Fall auszuweichen zu können. Dem Vorteil, möglichst wenig in die Natur einzugreifen, steht mitunter der Nachteil nur beschränkter Zuverlässigkeit entgegen. Dies kann jedoch durch eine Kombination verschiedener natürlicher Methoden verbessert werden.

Pille

Einige Worte zur Funktionsweise:

Zu Beginn des weiblichen Zyklus, also mit dem 1. Tag der Menstruation, werden jeden Monat viele hundert Eizellen durch ein Hormon der Hirnanhangdrüse aktiviert und Follikelbläschen reifen im Eierstock heran. 


Nur der biologisch beste dieser Follikel erreicht die zum Eisprung erforderliche Größe. Bei Erreichen eines bestimmten Östrogen-Blutspiegels löst die Hirnanhangdrüse über ein weiteres Hormon das Platzen des ca. 2 cm großen Follikels aus (Eisprung). Die winzige Eizelle wird dann im Eileiter aufgenommen und ggf. von der eingewanderten Samenzelle dort befruchtet. Nach ca. 7 Tagen erreicht die sich nun bereits teilende Eizelle die Gebärmutterhöhle, deren Schleimhaut mittlerweile von vielen Blutgefäßen durchzogen ist und das keimende Leben mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen kann. Die frische Schwangerschaft wächst heran. Die Produktion des Schwangerschaftshormons und des Gelbkörperhormons bewirken das Ausbleiben der Menstruation.

Ohne Schwangerschaft blutet die Schleimhaut wieder ab, ein neuer Zyklus beginnt.

Die Pille greift in diesen Zyklus ein, indem sie der Frau täglich künstliche chemische Hormone zuführt. Dadurch wird dem Körper der Frau vorgegaukelt, der Eisprung sei schon geschehen. Folglich finden keine Follikelreifungen mehr statt, der Eisprung bleibt aus. Durch das künstliche Östrogen kommt es zu einem unvollständigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut– eine Einpflanzung der Eizelle wird selbst nach erfolgter Befruchtung beeinträchtigt. Auch die Verflüssigung des Schleims des Muttermundhalskanals beim Eisprung, der erst das Eindringen der Spermien ermöglicht, bleibt aus.

Die Pille muss (bis auf die Pillenpause) täglich genommen werden, Die Höhe der Östrogendosis in einer Pille beeinflusst die Nebenwirkungen der Pille nur unwesentlich, ebensowenig die Art des künstlichen Gestagens, wobei hier die Gestagene der 3. und 4. Generation besonders gefährlich bez. Thrombosen, Lungenembolien und Hirninfarkten sind. Hier sind zahlreiche Krankheitsfälle und Komplikationen aufgetreten, wobei v.a. in den USA zahlreiche Prozesse gegen Pharmafirmen wegen der eingetretenen Schäden laufen

Die Kombination von Rauchen und Pille erhöht besonders das Risiko von Gefäßerkrankungen, besonders bei Frauen mit einem zusätzlichen Altersrisiko (Alter über 40 Jahre) sowie bei Bluthochdruck oder Übergewicht.

Mini-Pille

Durch die ausschließliche tägliche (d.h. pausenlose) Gabe eines künstlichen Gelbkörperhormons ohne jedes Östrogen wird der Eitransport im Eileiter beschleunigt und die Einpflanzung der befruchteten Eizelle durch niedrig gehaltene Gebärmutterschleimhaut verhindert. Dagegen ist die Verhinderung des Eisprungs fraglich! Aus der permanenten Gelbkörperhormon-Wirkung auf die Gebärmutterschleimhaut resultiert die Häufigkeit von Zwischenblutungen und unregelmäßigen Menstruationen bei Anwendung dieser Präparate. Die Einnahme muss mit erheblicher Pünktlichkeit erfolgen (maximal innerhalb 2-3 Stunden der gewohnten Zeit)!

Östrogen-bedingte Nebenwirkungen (Migräne, Brustspannen, Wassereinlagerung) fallen weg, jedoch bleiben die Nebenwirkungen der Gestagene bestehen.

Die Zuverlässigkeit der Verhütung im Vergleich zur kombinierten Pille ist geringer.

Weitere hormonelle Kontrazeptionsmethoden

  • Vaginaler Verhütungsring (NuvaRing®)
  • Dreimonatsspritze
  • Hormonimplantat (Implanon®)
  • Verhütungspflaster (Evra®)

Zusammengefasst möchte ich feststellen, dass Hormonpillen zur Verhütung, auch die erwähnte Mini-Pille – gerade bei Mädchen und jungen Frauen – vermieden werden sollten, was  (siehe Nachbemerkung).

Weitere Kontrazeptions-Möglichkeiten

  • Kupferspirale
  • Goldspirale
  • Hormonspirale
  • Sterilisation der Frau / des Mannes

Spiralenverhütung

Schon vor Tausenden von Jahren war den Völkern Mesopotamiens und Nordafrikas bekannt, dass in die Gebärmutter eingeführte kleine Fremdkörper bei Nutztieren (wie z. B. Kamelen) eine unerwünschte Empfängnis (z.B. auf beschwerlichen Karawanen) vermeiden können. Heute wissen wir, dass dieser Effekt auf dem beschleunigten Eitransport durch die Eileiter sowie auf der Wirkung des Fremdkörpers mit Behinderung einer Einnistung beruht.

Statt der in der Antike verwendeten Kieselsteine finden heute speziell gefertigte Intrauterin-Pessare aus gewebeverträglichem Kunststoff Verwendung, wobei eine zusätzliche Ummantelung mit Kupfer eine spermien-abtötende bzw. bewegungsreduzierende Wirkung hat und somit eine gesteigerte Zuverlässigkeit schafft. Im Laufe der Jahrzehnte sind immer bessere Formen solcher Spiralen (die längst nicht mehr die Form einer Spirale haben) gefunden worden, z.T. sogar wegen der besseren Haltbarkeit mit Silber oder Gold umwickelt.

Auch junge Frauen und Mädchen, die noch keine Kinder geboren haben, heute Spiralen unbedenklich anwenden. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fruchtbarkeit nicht unter der Anwendung leidet, eine gute Sexualhygiene natürlich vorausgesetzt.

Übersteigerte Thromboseneigung, Rauchen, Hochdruck und Übergewicht, Lebertumoren oder Brustkrebs stellen keine Kontraindikationen dar. Dagegen sind angeborene Anomalien der Gebärmutter (Doppelung etc.) oder Myomen in der Gebärmutterwand meist zwingende Kontraindikationen. Bei der reiferen, hochdruckkranken oder übergewichtigen Frau jeweils über 30 oder immer bei rauchenden Frauen, ist die Pillenanwendung eh praktisch kontraindiziert und die Spirale die optimale Verhütungsmethode.

Bei Myomen in Schleimhautnähe der Gebärmutter ist die Spiralenanwendung meist nur eingeschränkt möglich, kann jedoch als Hormonspirale sogar eine Therapieoption darstellen.

Zur Anwendung in meiner Praxis kommt einmal die Goldspirale in Mini- und Normla-Ausführung, die ein günstigeres Langzeitverhalten über 5 Jahre als die reine Kupferspirale bietet sowie als Hormonspirale einzig die niedrigst dosierte Hormonspirale Jaydess, welche die geringste Gestagen-Ausschüttung auf die Gebärmutterschleimhaut bietet und 3 Jahre liegen kann. Der Vorteil der Jaydess-Spirale sind reduzierte Blutungsstärken, verminderte Menstruationsschmerzen und meist auch eine kürzere Blutungsdauer während der Menstruation.

Am liebsten würden wir in der Praxis eine Spirale mit natürlichen Gelbkörperhormonen anbieten, die aber leider nicht auf dem Markt ist, es muss hier also manchmal ein Kompromiss eingegangen oder auf die Goldspirale zurückgegriffen werden, wenn überhaupt keine Hormone gewünscht werden..

Sterilisation von Frau oder Mann

In einem Informationsgespräch werden Für und Wider dieser Eingriffe gerne in meiner Sprechstunde ausführlich erörtert, die endgültige Beratung findet dann eh in einer operativen Einrichtung statt, wo diese kleinen Operationen dann auch durchgeführt werden.

Nachbemerkung zur Verhütung

In meiner Praxis wird aktuell – mit Ausnahme der niedrigst dosierten Jaydess-Hormonspirale – keine hormonelle Verhütungsmethode mehr rezeptiert. Siehe dazu Pilleninfo unter Download.