STERILISATION DER FRAU / DES MANNES

Sterilisation der Frau (Eileiterverödung/durchtrennung)

Eine Sterilisation führt zu dauerhafter Unfruchtbarkeit. Zur Verhütung eignet sie sich deshalb erst, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Bei dem Eingriff werden beide Eileiter verschlossen, damit Eizelle und Spermien nicht mehr zusammenkommen können. Die Sterilisation schützt dauerhaft vor einer Empfängnis und gilt als relativ risikoarm. Danach müssen Frauen sich keine Gedanken mehr um die Verhütung machen. Eine Sterilisation beeinträchtigt im Allgemeinen weder die Hormonproduktion noch das Lustempfinden. Der Menstruationszyklus bleibt ebenfalls meist unbeeinflusst, der Beginn der Wechseljahre (Klimakterium) verändert sich nicht. Die Entscheidung für eine Sterilisation will jedoch gut überlegt sein. Bei jüngeren Frauen ist die Wahrscheinlichkeit, den Entschluss später zu bereuen, zudem relativ hoch. Der Entschluss, dauerhaft die Fruchtbarkeit zu beenden, sollte deshalb eindeutig und aus eigenem Willen getroffen werden. Es ist sinnvoll, sich vor dem Eingriff medizinisch und gegebenenfalls auch psychologisch beraten zu lassen.

Sicherheit
Eine Sterilisation schützt sicher vor einer Empfängnis: Lediglich ein bis zwei von 1000 Frauen werden trotz einer Sterilisation schwanger. Das Risiko eines Fehlschlags der Operation ist bei jüngeren Frauen etwas höher als bei älteren. Es ist jedoch auch abhängig von der Sterilisationsmethode und vom ärztlichen Können. In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass sich Gebärmutter und Eierstock über neue Wege wieder miteinander verbinden. Beides geschieht nach einem Verschluss mit einem Clip häufiger als nach einer Verödung der Eileiter. Insgesamt ist die Sterilisation (die Operations-Fehlschläge eingerechnet) vergleichbar sicher wie die Pille und andere hormonelle Verhütungsmittel.

Operation
Am häufigsten wird die ambulante Operation durch einen Einstich in der Nähe des Bauchnabels (Bauchspiegelung oder laparoskopisches Verfahren) vorgenommen. Bei dem Eingriff werden die Eileiter entweder über eine Länge von einem Zentimeter elektrisch verödet oder mit einem Kunststoff-Titan-Clip verschlossen. Die Sterilisation wird in der Regel in der ersten Hälfte des Menstruationszyklus (vor dem Eisprung) durchgeführt, um eine Schwangerschaft möglichst sicher ausschließen zu können. Der Eingriff erfordert eine kurze Vollnarkose.

Risiken und unerwünschte Wirkungen
Wie bei jeder Operation im Bauchraum können Komplikationen wie Blutungen, Verletzungen von Blutgefäßen oder inneren Organen, Störungen der Wundheilung und Entzündungen auftreten. Hinzu kommen Narkoserisiken (wie Herz-Kreislauf-Störungen) und ein erhöhtes Thromboserisiko vor allem bei Eingriffen direkt nach einer Geburt. Nach einer Sterilisation ist immer auch das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft oder eine Bauchhöhlenschwangerschaft erhöht. Eine Eileiterschwangerschaft kann zu ernsthaften Komplikationen führen. Eine Sterilisation hat in der Regel keine hormonellen Auswirkungen, sodass der Menstruationszyklus sich nicht verändert. Eine Störung des hormonellen Zusammenspiels durch den Eingriff ist jedoch nicht völlig auszuschließen, da bei der Verödung der Eileiter die Blutgefäße des umliegenden Gewebes verletzt werden können, auch wenn dies bei sach- und fachgerechtem Vorgehen nahezu ausgeschlossen ist. Dadurch könnte sich die Durchblutung der Eierstöcke verschlechtern, was in seltenen Fällen ihre Funktion und damit auch die Hormonproduktion beeinträchtigen kann. In der Folge kann es zu Stimmungsschwankungen, sexueller Lustlosigkeit, Hitzewallungen und Schlafstörungen kommen. Allerdings ist es nicht leicht abzugrenzen, ob die Stimmungsschwankungen die Folge einer Veränderung im hormonellen Ablauf sind oder durch den Eingriff als solchen verursacht wurden. Manche Frauen haben bis zur Operation mit der Pille verhütet und spüren plötzlich ihren natürlichen Zyklus wieder – möglicherweise mit Beschwerden während des Eisprungs sowie vor und während der Menstruation. Andere Frauen fühlen sich nicht – wie vielleicht erhofft – sexuell „befreit“, weil sie sich nicht mehr um die Verhütung kümmern müssen, sondern leiden zu ihrer eigenen Überraschung unter der Endgültigkeit des Eingriffs.

Mögliche seelische Auswirkungen
Nicht selten kommt es vor, dass eine Frau ihre Entscheidung für eine Sterilisation später bereut. Der häufigste Grund ist eine Veränderung der persönlichen Lebensverhältnisse, etwa wenn eine Frau sich mit einem neuen Partner doch noch ein Kind wünscht oder wenn sie ein Kind verliert. Anlass zu Bedauern ist manchmal auch, wenn nach der Operation Nebenwirkungen oder Komplikationen auftreten. Manche Frauen, die ihre Familienplanung abgeschlossen haben, lassen sich direkt im Anschluss an die Geburt eines Kindes, nach einem Kaiserschnitt oder einem Schwangerschaftsabbruch sterilisieren. Hier ist allerdings Vorsicht geboten: in diesen Fällen bedauern Frauen ihren Entschluss später häufiger als die Frauen, die ohne äußeren Zeitdruck und in Ruhe ihre Entscheidung getroffen haben. Auch wenn die meisten Frauen die Sterilisation als unproblematisch und ohne Auswirkung auf ihr Liebesleben empfinden, kann das Wissen, nicht mehr schwanger werden zu können, das sexuelle Verlangen durchaus negativ beeinflussen. Während die eine Frau den Eingriff als Befreiung empfindet und ihr Liebesleben unbeschwerter genießt, kann es bei einer anderen zu unerwarteten seelischen Problemen, sexueller Lustlosigkeit und Schwierigkeiten in der Partnerschaft kommen.

Lässt sich der Eingriff rückgängig machen?
Durch eine mikrochirurgische Operation ist es theoretisch möglich, die Fruchtbarkeit wieder herzustellen (Refertilisierung). Dabei werden die verschlossenen Eileiter-Enden wieder durchgängig gemacht. Etwa ein bis zwei Prozent der sterilisierten Frauen unterziehen sich einer erneuten Operation, um die Sterilisation rückgängig zu machen. Dabei sinken die Chancen auf einen Erfolg mit zunehmendem Alter der Frau. Ob eine refertilisierte Frau wieder schwanger werden kann, hängt auch von der Fruchtbarkeit des Partners ab. Eine Refertilisierung ist eine relativ komplizierte Operation und mit den üblichen Operationsrisiken verbunden. Da ihr Gelingen zudem unsicher ist, sollte diese Möglichkeit bei der Entscheidung für eine Sterilisation keine Rolle spielen. Realistisch ist, davon auszugehen, dass eine Sterilisation nicht rückgängig gemacht werden kann und daher zu dauerhafter Unfruchtbarkeit führt.

Kosten
Die Kosten der Sterilisation einschließlich der Narkose liegen je nach Methode zwischen 600 und 1000 Euro. Unter sehr eng begrenzten Voraussetzungen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nach Kostenübernahmeantrag die Kosten. Dies kann dann der Fall sein, wenn aus medizinischen oder psychologischen Gründen von einer Schwangerschaft dringend abgeraten wird und die Frau die Pille oder Spirale nicht verträgt.

 

Sterilisation des Mannes (Vasektomie)

Bei der Sterilisation des Mannes werden die beiden Samenleiter im Hodensack durchtrennt. Dadurch können keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit gelangen. Der Eingriff sollte nur dann erwogen werden, wenn die Familienplanung sicher abgeschlossen ist. Die Sterilisation des Mannes wird auch Vasektomie genannt. Das Fachwort leitet sich ab von den lateinischen Begriffen für Samenleiter (Vas deferens) und Herausschneiden (Ektomie). Obwohl die Samenleiter bei der kleinen Operation durchtrennt werden, geht die Produktion von Hormonen und Spermien in den Hoden weiter. Die Spermien können aber nicht mehr in die Samenflüssigkeit (Ejakulat) gelangen und werden vom Körper abgebaut. Eine Vasektomie ist daher etwas vollkommen anderes als eine Kastration, bei der die Hodenfunktion zerstört wird. Auf das Lustempfinden, die Erektionsfähigkeit, den Orgasmus und die Ejakulation hat die Vasektomie keinen unmittelbaren Einfluss. Dennoch können nach einer Vasektomie Nebenwirkungen und auch unerwartete seelische Probleme auftreten. Es ist deshalb wichtig, die Vor- und Nachteile des Eingriffs gründlich und in Ruhe abzuwägen. Neben einer medizinischen kann auch eine psychologische Beratung sinnvoll sein. In einer festen Beziehung sollte die Partnerin die Entscheidung für eine Vasektomie möglichst mittragen. In erster Linie kommt es aber darauf an, dass sich der Mann mit seinem Entschluss wohlfühlt.

Sicherheit
Die Vasektomie ist die zuverlässigste Verhütungsmethode für den Mann. Nach fachgerechter Durchführung und ausreichender Nachkontrolle ist sie nahezu hundertprozentig sicher. Es kommt vor, dass sich die durchtrennten Samenleiter in den ersten Monaten nach dem Eingriff von selbst wieder miteinander verbinden. Angaben dazu, wie häufig es zu dieser sogenannten frühen Rekanalisierung kommt, schwanken von weniger als einem bis zu neun Prozent der Fälle. Eine Rekanalisierung lässt sich jedoch fast immer bei den Nachkontrollen der Samenflüssigkeit nach dem Eingriff feststellen und beheben. Bei etwa einer von 2000 Vasektomien kommt es sogar noch Jahre später zu einer Rekanalisierung.

Eingriff
Nach gründlicher Beratung und Aufklärung wird die Vasektomie meist ambulant und unter örtlicher Betäubung in einer urologischen Praxis durchgeführt. Der Eingriff dauert insgesamt 20 bis 25 Minuten. Zum Durchtrennen der beiden Samenleiter im Hodensack stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Bei der Vasektomie „ohne Skalpell“ (sogenannte No-scalpel vasectomy, NSV) werden die Hodensackhaut und die Samenstranghüllen nicht aufgeschnitten, sondern nur angeritzt und gespreizt, um Zugang zu den Samenleitern zu bekommen. Die NSV ist mit vergleichsweise geringen operationsbedingten Komplikationen wie Blutergüssen (Hämatomen) verbunden. Auch Wundinfektionen treten selten auf. Die beiden Samenleiter werden durch das entstandene kleine Loch ein Stück herausgezogen und dann durchtrennt. Anschließend werden die losen Enden durch Abbinden, Hitze (Koagulation), chemische Substanzen oder mit Titanclips verschlossen. Zum Abschluss werden die losen Enden der Samenleiter in verschiedene Gewebeschichten des Hodensacks verlegt, damit sie nicht wieder zusammenwachsen. In der Regel sind keine Hautnähte nötig, sodass am Ende zwei kleine Pflaster auf der Hodensackhaut genügen. Bei der sogenannten Fulgurationstechnik und der Ligaturtechnik werden Schnitte gesetzt, um an die Samenleiter zu gelangen. Außerdem werden die Samenleiter nicht nur durchtrennt, sondern auch um jeweils 1,5 bis 2 cm gekürzt. Unabhängig von der angewandten Operationstechnik reichen nach dem Eingriff in der Regel ein paar Tage körperliche Schonung und sexuelle Enthaltsamkeit aus, um sich zu erholen. Manche Operateure empfehlen, in dieser Zeit einen Hodenschutz (Suspensorium) zu tragen.

Nachkontrolle
Die Samenflüssigkeit wird 6 bis 8 und nochmals 12 bis 16 Wochen nach der Operation daraufhin untersucht, ob sie noch befruchtungsfähige Spermien enthält. Bis der Mann nach dem Eingriff sicher unfruchtbar ist, kann es mehrere Monate dauern, da sich in den oberen Abschnitten der Samenleiter unmittelbar nach einer Vasektomie noch viele Spermien befinden. In der Regel braucht es 15 bis 20 Samenergüsse, bis alle Spermien aus den ableitenden Samenwegen ausgeschieden sind. Die Nachkontrolle der Samenflüssigkeit ist auch wichtig, um eine Rekanalisierung auszuschließen. Erst wenn keine befruchtungsfähigen Spermien mehr im Ejakulat gefunden werden, kann man von einem sicheren Erfolg der Vasektomie ausgehen. Bis dahin ist es ratsam, noch auf andere Weise zu verhüten. Die Samenflüssigkeit eines sterilisierten Mannes unterscheidet sich kaum von der eines nicht sterilisierten Mannes. Da die Spermien nur etwa fünf Prozent des Ejakulats ausmachen, ist der Unterschied bei den meisten Männern praktisch nicht zu bemerken. In Einzelfällen können jedoch bis zu 20 Prozent des Ejakulats fehlen.

Mögliche Komplikationen
Komplikationen nach einer Vasektomie sind insgesamt selten, lassen sich aber im Einzelfall nicht ausschließen. Es hängt auch von der Erfahrung und dem Können der Operateure ab, wie der Eingriff verläuft. Daher empfiehlt es sich, die Operation in einer Praxis oder Klinik vornehmen zu lassen, die mehr als fünfzig Vasektomien im Jahr durchführt. In den Tagen nach der Operation treten bei einem bis sechs Prozent der Männer Beschwerden wie Blutergüsse, Druckgefühle in den Hoden, Wundinfektionen oder eine Entzündung der Nebenhoden (Epididymis) auf. Mit entsprechender Behandlung bilden sie sich im Allgemeinen bald wieder zurück. Einige Monate nach dem Eingriff oder auch noch später können sich kleine knotenartige Gewebeeinschlüsse von Samenzellen bilden (Sperma-Granulome). Sie sind meist eine Folge des Drucks in den Hoden, der durch die weiterhin produzierten Spermien entsteht. Normalerweise bleiben sie unbemerkt, können in Einzelfällen aber zur Rekanalisierung eines der Samenleiter beitragen. Neben unerwarteten seelischen Problemen mit der Unfruchtbarkeit finden sich unter den möglichen Spätfolgen einer Vasektomie auch chronische Schmerzen im Bereich der Hoden. In manchen Fällen verstärken sie sich bei sexueller Aktivität und können die Lebensqualität erheblich einschränken. Wie häufig dieses sogenannte Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom auftritt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Die Angaben zu den Zahlen der Männer, die sich deswegen in ärztliche Behandlung geben, schwanken zwischen 2,2 und 5 Prozent. Die Ursachen für diese Schmerzen sind bisher nicht bekannt. Die Vermutung, dass sie durch eine Entzündung hervorgerufen werden, hat sich nicht bestätigt, da Antibiotika bei einer Behandlung meist unwirksam sind. Vieles deutet darauf hin, dass bei Männern, die ein behandlungsbedürftiges Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom entwickeln, der Druckausgleich in den Hoden nur unzureichend funktioniert. Bei ihnen sind deshalb auch seltener Spermagranulome zu finden. Zudem könnten bei der Operation verschiedene Nerven geschädigt worden sein. Unter Umständen wird eine erneute Operation notwendig. Männer mit einer Leistenoperation, mit Problemen im Bereich der Lendenwirbelsäule und/ oder gelegentlichem Ziehen im Hodenbereich sollten dies im Beratungsgespräch vor einer Vasektomie unbedingt mitteilen. Das gilt auch für alle anderen Arten von schon bestehenden chronischen Schmerzen. Manche Männer befürchten, dass eine Vasektomie das Risiko für Prostata- oder Hodenkrebs erhöht. Dies konnte aber bislang nicht nachgewiesen werden.

Vorteile
Der Vorteil einer fachgerecht durchgeführten Vasektomie ist ihre hohe Sicherheit als Verhütungsmethode. Die Vasektomie ist zudem ein vergleichsweise einfacher chirurgischer Eingriff, bei dem nur selten Komplikationen auftreten. Die Sterilisation der Frau (Tubensterilisation), bei der während einer Bauchoperation die Eileiter durchtrennt werden, ist aufwändiger und mit deutlich höheren Risiken verbunden.

Lässt sich der Eingriff rückgängig machen?
Mikrochirurgische Verfahren machen es in den meisten Fällen möglich, durchtrennte Samenleiter wieder miteinander zu verbinden. Das bedeutet jedoch nicht in jedem Fall, dass der Mann dann wieder fruchtbar ist. Oft haben sich in der Zwischenzeit aus verschiedenen Gründen die körperlichen Bedingungen der Spermienproduktion verschlechtert. Die sogenannte Refertilisierung ist zudem eine vergleichsweise aufwändige Operation: Sie dauert zwischen zwei und vier Stunden und erfordert eine Vollnarkose. Es ist möglich, vor einer Vasektomie eine oder mehrere Spermienproben (kostenpflichtig) einfrieren zu lassen (Kryokonservierung). Das Verfahren wird jedoch im Allgemeinen nur männlichen Krebspatienten mit Kinderwunsch vor einer Chemotherapie oder einer Strahlenbehandlung angeboten. Einem gesunden Mann, der vor einer Vasektomie eine Kryokonservierung seines Spermas erwägt, wird meist geraten, zu prüfen, ob seine Entscheidung für eine Vasektomie wirklich ausgereift ist.

Kosten
Eine Vasektomie, zu der sich ein Mann aus nicht-medizinischen Gründen entscheidet, muss selbst bezahlt werden. Sie kostet je nach durchführender Praxis zwischen 450 und 500 Euro. Es empfiehlt sich, vorher zu erfragen, ob alle notwendigen Kontrolluntersuchungen im Preis enthalten sind.